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Licht und Schatten

 

Der Bildhauer zeigt nichts anderes, als das, was im Stein von Natur aus schon drinsteckt. Sogar aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes schaffen, meint Thöni verschmitzt. In seinen Skulpturen treten oft Maserungen hervor und werden so zu selbstverständlichen Bestandteilen des Kunstwerks. Das Werk «Sehnsucht» beispielsweise besteht aus rosa Marmor, der von einer roten Ader durchzogen ist. In Fachkreisen galt diese Naht als Schönheitsfehler und der Stein wurde ausgemustert. Sam Thöni jedoch, der Künstler, fand Gefallen daran. Er liess sich von der «Narbe» inspirieren. Er formte aus dem Marmorblock zwei Hälften, welche die Gespaltenheit des Menschen symbolisierten. Die Ader, die quer über die Skulptur verläuft, unterstreicht den Gedanken und kann auch als Zeichen des Schmerzes gedeutet werden.

Sam Thöni verwendet für seine kleineren Skulpturen auch den Laaser Marmor, ein blendend weisser Stein, aus dem man früher oft Statuen und Denkmäler schuf. Unter dem Licht von Spot-Lampen leuchtet der Marmor wie glitzernder Schnee. Die behauenen Flächen erinnern an Kristalle. Das Licht teilt die Figur in helle und dunkle Flächen. Das faszinierende Licht- Schattenspiel beeindruckt und verleiht dem Werk einen besonderen Glanz. Auch die Malerei des Künstlers, besteht wie der Marmor der Skulpturen, aus verschiedenen Schichten, klaren Linien und hellen und dunklen Farbflächen. Die dick aufgetragenen Acryl-Farben drücken vitale Lebensfreude aus. Doch im Zentrum der Bewunderung stehen und bleiben die Marmorfiguren wie die Skulptur «Ruhe». Das säulenartige Kunstwerk steht da wie ein Leuchtturm in der Brandung. Beim näheren Betrachten merkt man, dass sie etwas quer steht, als ob sie um Ruhe ringen müsste. Langsamkeit, Stille und Dauer sind die Wesensmerkmale der Bildsprache der Skulpturen von Sam Thöni. Es sind Werte, die in unserer Zeit verloren zu gehen drohen. In den Kunstwerken von Thöni sind sie wieder zu finden.

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